Heimische oder autochthone Pflanzen

Ab wann gilt eine Pflanze als heimisch?

28.12.2023

Landschaft mit Weiden an einem See und Bergen im Hintergrund
Weiden (lat. Salix, hier links im Bild) kommen in verschiedenen Varianten natürlichweise in Deutschland vor - aber nicht in jeder Region gleichermaßen. Foto: Camera-man | Pixabay

Es wird immer öfter dazu geraten, bei der Pflanzenauswahl heimische Gewächse gegenüber eingewanderten oder Kulturpflanzen vorzuziehen. Aber ab wann gilt eine Pflanze eigentlich als heimisch?

Heimisch, indigen, autochthon

Pflanzen jeglicher Art (also Bäume, Gehölze, Sträucher, krautige Pflanzen etc.), welche sich ohne Einfluss des Menschen ausgebreitet und angesiedelt haben, nennt man indigene oder autochthone Pflanzen. Sie bilden den eigentlichen „Ur-Stamm“ unserer Flora, kommen als Wildpflanzen in der freien Natur vor und sind bestens an unser Klima und die Standortbedingungen angepasst.

Eingeführte Vegetation

Wenn man sich genauer mit der Herkunft einzelner Gewächse auseinandersetzt, wird bald klar, dass ein Großteil der heutigen Gehölze, Sträucher und Kräuter an irgendeinem Zeitpunkt durch Menschen eingeschleppt wurden und genaugenommen gar nicht so „heimisch“ sind. Aber ab wann gilt eine Pflanze nun als heimisch? Eine ganz klare Definition gibt es nicht. Eine gebräuchliche Differenzierung liegt in der Betrachtung des Zeitpunkts:

  • Archäophyten: Pflanzen, die vor 1492 durch Menschen eingeführt wurden
  • Neophyten: Pflanzen, die nach 1492 hergebracht wurden
  • Kulturpflanzen: Neu-Züchtungen

Das Jahr 1492 wurde als Scheitelpunkt gewählt, weil sich nach der Eroberung Amerikas durch Kolumbus der globale Handel durch die Schifffahrt immer stärker entwickelte. In dessen Rahmen wurden auch mehr und mehr Pflanzen, Saatgut oder Pollen sowohl bewusst als auch versehentlich zwischen Kontinenten transportiert.

Archäophyten werden teilweise als heimisch bezeichnet. Sie wurden zwar durch den Menschen eingeschleppt, breiteten sich dann aber selbständig aus und wachsen mittlerweile wild in der freien Natur. So werden sie von vielen als heimisch wahrgenommen. Hierunter zählen zum Beispiel die Kornblume, die echte Kamille, Ringelblumen oder Walnussbäume.

Regionale Unterschiede berücksichtigen!

In Deutschland zählen u.a. zu den autochthonen Pflanzen:

  • Holunder
  • Weißdorn
  • Weide
  • Buche
  • Eiche
  • Habichtskraut
  • Karthäuser-Nelke
  • Echte Berberitze
  • etc.

Allerdings kommen nicht alle Pflanzen gleichermaßen in allen Regionen vor. Weiterhin weisen Pflanzen innerhalb Deutschlands regional genetische Unterschiede auf: Eine Studie des Helmholtz Zentrum für Umweltforschung verglich das genetische Material krautiger Pflanzen aus verschiedenen Regionen Deutschlands. Unterschiede waren messbar – teils stark, teils intermediär, teils schwach ausgeprägt. Mit zunehmender geographischer Distanz als auch klimatischer Veränderung zwischen den Regionen nahm auch die genetische Änderung zu. Die gebietseignen Saaten („Regio-Saatgut“) gediehen in der Studie mehr und blühten besser als gebietsfremdes Saatgut. Die Ergebnisse demonstrieren, wie angepasst gebietseigene Pflanzen sind.

Aus diesem Grund wird bei der Gestaltung oder Renaturierung empfohlen, auf die natürliche, gebietseigene Flora zu achten und Arten aus dieser zu wählen. Daher kann an dieser Stelle nicht für ganz Deutschland, Österreich oder der Schweiz eine einheitliche Empfehlung zu autochthoner Flora gegeben werden. Die folgende Liste von Links werde ich stetig erweitern, sofern ich gute Informationsseiten zu den einzelnen Regionen finde.

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